Nach der Pandemie sind etwa 75% der jungen Menschen optimistisch bezüglich ihrer Ausbildungsaussichten, während Jugendliche mit geringer Schulbildung weniger positive Erwartungen haben. Die Wirkung der von der Bundesregierung beschlossenen Ausbildungsgarantie bleibt abzuwarten.
Fast drei Viertel der jungen Menschen in Deutschland (72 Prozent) sehen auf dem Ausbildungsmarkt derzeit eher gute bis sehr gute Chancen. Das geht aus einer repräsentativen Befragung von Jugendlichen im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hervor. Nur 16 Prozent halten die Chancen für schlecht oder eher schlecht.
Zum Start des neuen Ausbildungsjahres in der Bundesrepublik ist damit eine Trendwende erreicht, denn infolge der Corona-Pandemie hatten viele junge Menschen in den vergangenen Jahren die Chancen auf einen Ausbildungsplatz als gering eingestuft. Von den jungen Menschen mit niedriger Schulbildung äußert allerdings mehr als jede Vierte (26 Prozent) den Eindruck, dass die Aussichten auf eine Ausbildung momentan schlecht oder eher schlecht seien.
Was die Verfügbarkeit von Ausbildungsplätzen betrifft, so fallen die Einschätzungen pessimistischer aus: Nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten hält ihre Zahl für ausreichend. Trotz zahlreicher unbesetzter Ausbildungsplätze findet mehr als ein Viertel, dass zu wenig Plätze vorhanden sind. Nur jede Zehnte schätzt, dass es zu viele Ausbildungsplätze gibt.
„Es muss uns noch viel besser als bisher gelingen, junge Menschen und Betriebe zusammenzubringen“, sagt Clemens Wieland, Experte der Bertelsmann Stiftung für berufliche Bildung. Immerhin ist das generelle Interesse an einer Ausbildung hoch: Drei Viertel der befragten Jugendlichen streben sie an oder sehen sie zumindest als eine Option.
Bessere Unterstützung für die NEETs
Ein großes Problem bleibt die Orientierung bei der Berufswahl. 55 Prozent aller befragten Jugendlichen beklagen, dass es ihnen schwerfalle, sich in der Fülle der Informationen zurechtzufinden. Fast jede Dritte derjenigen, die bereits Erfahrungen mit der Suche nach einem Ausbildungsplatz gemacht haben, wünscht sich mehr Unterstützung.
„Vor allem die jungen Menschen, die Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz haben, brauchen eine individuelle und kontinuierliche Begleitung“, sagt Wieland.
Das gelte umso mehr angesichts gestiegener Zahl von Jugendlichen, die sich weder in Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung befinden – den sogenannten NEETs (Not in Employment, Education or Training). 2022 belief sich ihre Zahl in Deutschland auf 564.000 junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren.
Die von der Bundesregierung in diesem Jahr beschlossene Ausbildungsgarantie sei laut Wieland zwar grundsätzlich ein „richtiges und wichtiges Signal“. Aber: „Mit Blick auf die Kernidee der Ausbildungsgarantie – also jungen Menschen, die bei ihren Bewerbungen leer ausgegangen sind, eine garantierte Ausbildungsmöglichkeit zu bieten – bleibt das Gesetz weit hinter dem als Vorbild dienenden Modell in Österreich zurück“, so der Experte.