Jörg Müller, der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes, spricht über ver.di, den Friseurberuf, Probleme & Folgen…
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imSalon: Herr Müller, die ver.di hat begonnen sich auf Friseure, insbesondere die Auszubildenden, einzuschießen, wie steht der Zentralverband zur ver.di Aktion “Das Friseurhandwerk geht baden”?
Jörg Müller: Wir haben ver.di deutlich gemacht, dass es nicht gut ist, wie und wo es passiert. Also zum Beispiel innerhalb der Berufsschulen. Es kommt zu einer Unzeit, gerade beginnt das neue Lehrjahr. Ein weiterer Kritikpunkt ist die einseitige Darstellung der Auszubildenden.
Ein großes Thema der ver.di Kampagne ist die Ausbildungsvergütung!
JM: Auch der Zentralverband ist für eine bundesweite Anhebung und Angleichung der Lebensbedingungen in Deutschland, aber die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, vor allem Ost-West, geben das noch nicht überall her. Es ist ein Prozess. Ich möchte auch betonen, dass die Tarifverhandlungen auf Länderebene geführt werden. Die Tarifhoheit liegt grundsätzlich bei den Landesinnungsverbänden und den Innungen, nicht bei uns. In vielen Bundesländern liegen wir im Übrigen längst über den ver.di Forderungen (z.B. Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland, NRW usw.).
Das zweite große Thema sind die Arbeitsbedingungen!
JM: Da findet ein Unternehmerbashing statt, das so pauschal nicht gerechtfertigt ist.
Führt denn die ver.di derzeit Gespräche mit Ihnen?
JM: Jetzt endlich, mit den Landesinnungsverbänden und auch uns. Es sind harte Auseinandersetzungen, aber wir reden miteinander.
Und was macht der Zentralverband?
JM: Seit der letzten Verhandlungsrunde hat der ZV die Verhandlungsvollmacht, die ihm von allen Landesinnungen übertragen wurde. Diese werden wir nun für die zweite Verhandlungsrunde wieder einsetzen. Klar ist, Friseure wollen nicht Teil einer Mindestlohnbranche sein.
Was ist ihr Ziel?
JM: Wir wollen auch nicht mehr das regelmäßige Negativbeispiel für Presse, ARD, RTL & Co sein.
Die ver.di haben bereits knapp 2.000 der 24.000 Lehrlinge als Mitglieder gewonnen, dramatisch?
JM: Grundsätzlich ist es zu begrüßen, dass sich junge Menschen für Ihren Beruf engagieren. Dramatisch ist das nicht, auch nicht in Zahlen.
Mir scheint, die Auszubildenden werden ziemlich aufgehetzt für den Wahlkampf. Dürfen wir uns jetzt auf 3 Wochen Anti-Friseurchef Wahlkampf gefasst machen?
JM: Nein, wir müssen die Anliegen der Jugendlichen ernst nehmen. Aber, ja: Wahrscheinlich wird die Branche erneut Thema in der Politik. Und das ist nicht wirklich zielführend!
Also es gilt Schlimmeres zu verhindern, was kann man konkret tun?
JM: Wir müssen Tarifpolitik machen und nicht wieder in die Imagefalle stolpern.
Vielen Dank!
Das Gespräch führte Raphaela Kirschnick
Fotocredit: briti bay fotodesign www.britibay.de
September 2017