2020 ein Umsatzminus von 11,7 Prozent; für 2021 prognostiziert das Statistische Bundesamt einen Rückgang von weiteren 5,6 Prozent, die Dienstleistungspreise steigen, allerdings unter der Teuerungsrate…
Bei der Mitgliederversammlung am 19. und 20. Juni in Berlin informierte der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks (ZV) über die wirtschaftliche Lage der Friseurbranche:
Zwei Jahre Corona mit zwei Lockdowns wirken sich massiv auf die Wirtschaftsleistung der Friseurbranche aus. Die Preise für Friseurdienstleistungen steigen in diesem Zusammenhang. Die Krise verdeutlicht jedoch für alle Friseurinnen und Friseure, dass ihre Dienstleistungen und Services eine besondere soziale Relevanz erlangt haben. Schönheit und gutes Aussehen sind wichtiger denn je.
Die Folgen des ersten Coronajahres schlagen sich deutlich in der Umsatzentwicklung des Friseurhandwerks nieder. Demnach haben die 51.482 umsatzsteuerpflichtigen Friseurunternehmen 2020 nur 6,21 Milliarden Euro erwirtschaftet. Somit ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 11,7 Prozent gesunken. Für 2021 prognostiziert das Statistische Bundesamt erneut einen Rückgang der steuerpflichtigen Umsätze von 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Die Preise für Friseurdienstleistungen sind in diesem Zusammenhang um 4,1 Prozent im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen und blieben damit unterhalb der allgemeinen Teuerungsrate in Deutschland. Ausschlaggebend für diese Preissteigerung waren vor allem der mit Arbeitsschutz- und Hygienemaßnahmen einhergehende zeitliche Mehraufwand sowie die Kosten für Schutzausrüstung und Testangebote. Aber auch die Nachfrage der Verbraucher nach vielseitigen Friseurdienstleistungen trägt zu dieser Entwicklung bei. Beim Thema Haare und Aussehen vertrauen Konsumentinnen und Konsumenten immer noch auf die Kompetenz der über 240.000 Schönheitsexpertinnen und Schönheitsexperten in Deutschland in den rund 80.000 Salons.
Dies belegt auch der Dienstleistungsvergleich „Prime Spot“ der Unternehmensberatung Peter Zöllner. In den Damensalons lag der Umsatz im Jahr 2021 pro Kundin demnach bei durchschnittlich 66,31 Euro. Männliche Kunden investierten im Jahr 2021 durchschnittlich 27,48 Euro pro Besuch. Frauen gehen im Durchschnitt 5-mal im Jahr zum Friseur, Männer dagegen ca. 8-mal im Jahr (Kantar World Panel).
Strukturwandel. Mikrosalons ohne Mitarbeiter*innen und Azubis
Die Hauptlast der Coronakrise tragen vor allem die umsatzstärkeren Salons. Die Situation in der Branche ist und bleibt damit angespannt, Corona wirkt sich als Treiber eines Strukturwandels im Friseurmarkt aus. Salons rutschen in die Kategorie der umsatzsteuerbefreiten Mikro-Salons ab. Diese beschäftigen keine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bilden keinen Nachwuchs aus und können dabei zugleich unterhalb eines Jahresumsatzes von 22.000 Euro mehrwertsteuerfrei und damit konkurrenzlos günstig am Friseurmarkt agieren.
Der Zentralverband kritisiert, dass mit den steuerprivilegierten Mikrobetrieben eine massive und unfaire Konkurrenz entstanden ist. Diese führen zu erheblichen Wettbewerbsverzerrungen vor allem zu Lasten der nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen und haben in der Folge unter anderem negative Auswirkungen auf die Ausbildungsleistung und eine qualitätsorientierte Fachkräfteentwicklung.
Ausbildungssektor. Dramatischer Rückgang auch durch Corona-Pandemie
Mit insgesamt ►15.911 Auszubildenden im Jahr 2021 geht der Rückgang bei den Ausbildungsverhältnissen im Friseurhandwerk ungebremst weiter. Die Corona-Pandemie hat den schon vorher festzustellenden, stetigen Rückgang bei den Lehrlingszahlen noch einmal dramatisch beschleunigt. Die Nachwuchsproblematik bleibt die größte Herausforderung für die Zukunft der Branche. Die Innungen, Landesverbände und der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks machen sich für eine nachhaltige Förderung der Ausbildungsleistung der Betriebe stark und fordern angesichts der enormen Integrationsleistung des Friseurhandwerks die weitere Aufwertung und Unterstützung der betrieblichen Ausbildung. Es gilt, Ausbildungsbetriebe über den gesamten Ausbildungszeitraum nachhaltig zu unterstützen.
Vor allem auf junge Frauen übt der Friseurberuf aber nach wie vor eine hohe Anziehungskraft aus. So rangiert der Friseurberuf bei den weiblichen Auszubildenden mit 4.734 neu abgeschlossenen Verträgen 2021 auf Platz acht der Liste aller Ausbildungsberufe. Der Anteil der männlichen Auszubildenden im Friseurhandwerk ist binnen zehn Jahren sogar von 10 Prozent auf 30 Prozent gestiegen. Die Themen Beauty und Haarpflege spielen also auch für Männer eine immer wichtigere Rolle.
Der Friseurberuf bleibt für Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger beliebt, die kontinuierliche Modernisierung des Berufsbildes mit neuen Karrieremöglichkeiten ist aber unumgänglich, um künftig wieder mehr Nachwuchs für die Friseurbranche gewinnen zu können.
Ausblick. Starke Inflation sorgt für Konsumrückgang, Friseur*innen erwarten Herabsetzung MwSt.
Auch auf das Friseurhandwerk dürfte sich der Krieg Russlands gegen die Ukraine sowie die in der Folge umgesetzten Sanktionen negativ auswirken. Die starke Inflation vor allem die steigenden Lebenshaltungskosten und Energiepreise werden zu Konsumrückhaltung führen und dabei die ohnehin von der Pandemie stark gebeutelte Friseurbranche treffen. Das Friseurhandwerk erwartet deshalb von der Regierung branchenspezifische Signale für eine wirtschaftliche Konsolidierung nach der Corona Krise, wie zum Beispiel durch eine ►Herabsetzung des Mehrwertsteuersatzes auf Friseurdienstleistungen.
Der Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks (ZV) vertritt als Bundesinnungsverband die Gesamtinteressen des deutschen Friseurhandwerks. In ihm sind 11 Landesinnungsverbände zusammengeschlossen, deren Mitgliederbasis rund 230 Friseur-Innungen bilden. In der Bundesrepublik Deutschland gibt es 81.000 Friseursalons mit über 240.000 Beschäftigten und rund 18.000 Auszubildenden. Der Jahresumsatz liegt bei rund 7 Milliarden Euro. Präsidentin des Zentralverbandes ist ►Manuela Härtelt-Dören, Hauptgeschäftsführer ist ►Jörg Müller. Sitz der ZV-Geschäftsstelle ist Köln.