Alex Lepschi sieht in der österreichischen Regierung kein krisenorientiertes Arbeiten oder Unternehmer-Denken, sondern machtpolitisches Arbeiten. Kopfschütteln gibt es von ihm zu Bordellen und Barbershops: “Wer hat sich denn das überlegt?”.
Im Telefoninterview mit Juliane Krammer
Lieber Alexander, Oberösterreich bzw. Linz ist zu einem Corona-Hotspot in Österreich geworden. Was beschäftigt dich als Unternehmer am meisten?
Alexander Lepschi: Es ist vor allem die Informationsintransparenz, die aktuell in Österreich vorherrscht. Was mache ich, wenn wir einen Corona-Verdacht haben? Was sind die konkreten Konsequenzen? Wer wird in Quarantäne geschickt? Und wenn man den Salon zusperren muss: Wer bezahlt das?
Du hast ja einen Namen und bist gut vernetzt. Solltest nicht gerade du zu den relevanten Informationen kommen?
AL: Nein, mein Name ist nicht groß genug, um an Informationen zu kommen. Aber vermutlich, gibt es die Infos dazu auch gar nicht.
Wie gehst du denn vor? Investierst du deine volle Energie in die Recherche und Informationssuche oder hast du mittlerweile aufgegeben und wartest ab?
AL: Ich möchte als Unternehmer planen: Was tue ich, wenn ein bestimmter Fall eintritt? Sogar die WKO hat mir mitgeteilt, dass das Gesundheitsministerium keine Infos dazu rausgibt. Warum? Sind die so planlos? Meine persönliche Meinung ist, dass die Übergangsregierung diese Krise lösungsorientiert gemeistert hätte. Jetzt erfolgt ein klassisches machtpolitisches Arbeiten. Das ist eher ein Wahlkampf, aber keine Krisenlösung.
Das heißt, du musst dir im Moment aber keine Sorgen machen, dass die KundInnen aufgrund der Corona-Situation in Oberösterreich ausbleiben?
AL: Nein, ganz im Gegenteil. Wir haben erweiterte Öffnungszeiten und sind zwei Wochen im Vorhinein ausgebucht. Aber was das große Problem ist: Man kann den Umsatz pro Tag nicht schaffen. Denn beim Kurzarbeitsmodell steht man mit 30h-Mitarbeiter und den neuen Urlaubstagen nur mit der halben Mannschaft im Salon, da der Rest Urlaub hat. Man merkt, dass die Politiker keinen Tau davon haben, was Unternehmer-sein bedeutet. Ich bin wirklich erschüttert.
Es wird jetzt immer von einer Chance in der Krise gesprochen, wie stehst du dazu?
AL: Was soll man sagen – wenn man sich Regierungs-Entscheidungen zu Gemüte führt und liest: Friseure können den Mindestabstand nicht einhalten und Bordelle werden geöffnet. Wer hat sich denn das überlegt? Mir ist schon klar, dass es auch um ein mögliches Entgegenwirken der Kriminalitätsstatistik geht. Aber das muss man sich schon einmal auf der Zunge zergehen lassen: In den Puffs geht es wieder rund, aber beim Friseur ist der Mindestabstand nicht gegeben.
Hast du dir auf die Fahnen geheftet, mit Politik ab sofort hart ins Gericht zu gehen?
AL: Meine Verantwortung habe ich gegenüber den Menschen, die mir am nächsten sind: Meine Familie und meine Mitarbeiter, aber keinem Politiker gegenüber. Die Energie und Zeit, die ich zur Verfügung habe, reicht nicht aus, um Kämpfe auszutragen. Die Frustration ist aber natürlich da.