Mehr als 1.000 € durchschnittlich erhält der deutsche Azubi. Nicht so die Auszubildenden im Friseurhandwerk, diese verdienen am schlechtesten auch im Vergleich zu Handwerksberufen …
Die tariflichen Ausbildungsvergütungen in Deutschland sind 2022 im Vergleich zu 2021 (-> Vorjahreszahlen) im bundesweiten Durchschnitt um 4,2 % gestiegen. Der Vergütungsanstieg lag damit deutlich über dem Vorjahresniveau (2,5 %), jedoch unterhalb der Inflationsrate.
Die Auszubildenden in tarifgebundenen Betrieben erhielten im Durchschnitt über alle Ausbildungsjahre 1.028 Euro brutto im Monat und somit erstmals im Schnitt mehr als 1.000 Euro. Für Auszubildende in Westdeutschland ergab sich mit 1.029 Euro ein leicht höherer Durchschnittswert als für ostdeutsche Auszubildende mit 1.012 Euro.
Dies sind die zentralen Ergebnisse der Auswertung der tariflichen Ausbildungsvergütungen für das Jahr 2022 durch das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB).
In die Berechnung der gesamtdeutschen Durchschnittswerte sowie der Durchschnittswerte für Ost- und Westdeutschland fließen dabei alle Ausbildungsberufe ein, für die Daten zu tariflichen Ausbildungsvergütungen vorliegen.
In der BIBB-Datenbank ► „Tarifliche Ausbildungsvergütungen 2022 – alle Berufe“ werden Durchschnittswerte für besetzte Ausbildungsberufe ausgewiesen.
Dabei zeigen sich erhebliche Unterschiede in der Vergütungshöhe je nach Ausbildungsberuf. Die im gesamtdeutschen Durchschnitt höchsten tariflichen Ausbildungsvergütungen wurden wie im Vorjahr im Beruf Zimmerer/Zimmerin mit monatlich 1.254 Euro gezahlt. In vierzehn Berufen lagen die tariflichen Vergütungen im Durchschnitt über alle Ausbildungsjahre bei 1.150 Euro oder mehr. Hier finden sich vor allem Berufe aus dem Baugewerbe wie Maurer/-in (1.209 €) oder Rohrleitungsbauer/-in (1.192 €), ferner kaufmännische Berufe wie Bankkaufmann/-frau (1.201 €) oder Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzen (1.196 €). Insgesamt erhielten etwa 60 Prozent der Auszubildenden, die in einem tarifgebundenen Betrieb lernten, 2022 eine Ausbildungsvergütung von mehr als 1.000 €, etwas mehr als ein Fünftel sogar mehr als 1.150 €.
Handwerk niedrig, Friseur am niedrigsten
Durchschnittliche Ausbildungsvergütung Deutschland 2022 über alle Ausbildungsberufe hinweg
- Handwerk 930 €
- Friseur/-in 667 €
Bei rund 15 Prozent der Auszubildenden lagen die tariflichen Ausbildungsvergütungen 2022 unterhalb von 850 €. Für 19 Berufe wurde ein bundesweiter Durchschnittswert von weniger als 850 € ermittelt. Die meisten dieser Berufe gehörten zum Handwerk, z. B. Maler/-in und Lackierer/-in (848 €), Bäcker/-in (782 €), Schornsteinfeger/-in (723 €) oder Friseur/-in (657 €). Die insgesamt niedrigsten tariflichen Ausbildungsvergütungen gab es mit 652 € im Beruf Orthopädieschuhmacher/-in. In Ostdeutschland ist der Friseurazubi mit durchschnittlich 420 € der mit Abstand am schlechtesten bezahlte Ausbildungsberuf.
Zwischen den Ausbildungsbereichen unterschieden sich die Ausbildungsvergütungen ebenfalls deutlich. Über dem gesamtdeutschen Durchschnitt von 1.028 € lagen die tariflichen Ausbildungsvergütungen im öffentlichen Dienst (1.114 €) sowie in Industrie und Handel (1.081 €) und Hauswirtschaft (1.034 €), darunter in der Landwirtschaft (1.002 €), in den freien Berufen (946 €) und im Handwerk (930 €).
Entwicklung Friseurnachwuchs
Die Entwicklung des Friseurnachwuchs perpetuiert sich, Jahr für Jahr kommen weniger neue Auszubildende hinzu, die Gesamtanzahl im Markt sinkt. Diese Gesamtgrundmenge reduzierte sich von 2021 auf 2022 von 15.911 auf 14.174 Auszubildende (1.-3. Ausbildungsjahr), das sind 11%.
Zum Artikel ► Nur noch 14.174 Friseurazubis – Statistiken und Zahlen zum Friseur Ausbildungsmarkt
Gründe gegen den Friseurberuf
In einer aktuellen Studie fragte marketagent.com nach den Gründen, warum sich Menschen für oder gegen den Friseurberuf entscheiden. Der Friseur ist wichtig und beliebt, und sogar 16% könnten sich diesen Beruf vorstellen, aber zu geringes Gehalt und schwierige Kunden sind die Hauptgründe gegen diese Berufswahl.
Die Studie im Detail ► Ernüchternde Studie: Warum sich junge Menschen gegen den Friseurberuf entscheiden