Der Berliner Salonunternehmer Lars Cordes
Photocredit: Lars Cordes

“Friseur-Ausbildung muss reformiert werden!”

Der Berliner Salonunternehmer Lars Cordes äußert sich zur ver.di Aktion: Nicht jammern, sondern endlich anpacken…

-> Lesen Sie alle Hintergründe & Kommentare zur ver.di Protestaktion “Das Friseurhandwerk geht baden”

Bereits bei unserem letzten Interview hatte Lars Cordes Ideen für eine Korrektur der Auszubildendenvergütung eingebracht. Nun nimmt der Berliner Salonunternehmer Stellung zur aktuellen ver.di Aktion “Die Friseurbranche geht baden”!

Lars Cordes :
Wenn der Zentralverband das bekannte Thema der Ausbildungsvergütung aktiv und offensiv angegangen wäre und die Innungen mitgestaltet hätte, wäre der ver.di viel Wind aus den Segeln genommen worden!

Ich bleibe bei meiner Meinung, dass die Friseurausbildung grundlegend reformiert gehört! Das reduziert sich nicht nur auf die Vergütung, das ist viel zu kurz gedacht!
Wenn das ZDF es als Erfolg feiert, dass die Beauty-Schulausbildung von L’Oréal nun beerdigt wurde, ist das ein Statement. Das untermauert meine harte Aussage: Die Branche ruiniert sich selbst! Es ist nicht nur die Ausbildung, die unakzeptabel vergütet wird! Es sind viele kleine Themen, welche in Summe meine Aussage im letzten Bericht zustande kommen ließen, dass die Branche über den Zenit sei!

Daher meine Fragen an die zuständigen Verbände und Innungen:

  • Wie sieht die Zukunft des Friseurberufes aus?
  • Wo ist die Antwort auf die vielen vernichtenden Schlagzeilen in der Öffentlichkeit zu unserem tollen Beruf?
  • Was machen wir aus dem Verlust der „stützenden“ Industrie und den damit sterbenden „friseurexklusiven“ Produkten bei Amazon und Co?
  • Welche Visionen hat der Verband und die Kammer für unsere Branche?

Nun ist meckern einfach, daher ein paar kleine Ideen als Ansatz für eine neue Ausbildung in der Friseurbranche:

Differenzierung der Ausbildung in 3 Gruppencluster:

  • Ausbildung zum Friseurfachassistenten, auch gerne Quereinsteiger (Modulare Fachtechnik Ausbildung mit wenig Theorie in 12 Monaten)
  • Ausbildung zum Friseurgesellen (wie a. plus Haarschnittausbildung und Fachtheorie in weiteren 12 Monaten)
  • Ausbildung zum Friseurconsultant (wie a. + b. plus Typologie, Kommunikation & Trend/Modeausbildung 12 Monate)

Meisterschule ist Old Fashioned und wenig international. Hier sollte das Studium mit 2 Ausrichtungen die Lösung sein!

  • Salonmanagement ( Vision | Mission | Planung & Ablauforganisation | Controlling | Marketing)
  • Teambuilding ( Führung & Entwicklung von Teams | Evolution | Sozialisierung | Motivationslehre | Coaching & Supervision + Reflexion)

Auch ohne Friseurausbildung denkbar, gute Unternehmer müssen keine guten Friseure sein!

Ich bleibe dabei! Die gesamte Branche bzw. das Berufsbild gehört erneuert, das erfordert Visionen, Strategien, Ideenreichtum und Bereitschaft in die Branche Geld zu investieren!
Vor allem aber Mut, Leidenschaft und Optimismus!

Der Kundenmarkt ist bereit, denn die Menschen haben immer mehr Zeit und Geld, werden immer älter, gesünder, relaxter und wollen schön sein!

Die ver.di Aktion mit dem Titel, „das Friseurhandwerk geht Baden“ bietet ja schon mit dem dazugehörige Facebook-Titel „ Besser abschneiden“ die Steilvorlage für einen Friseurimage-Turnaround, warum nicht jetzt die Chance ergreifen und offensiv je nach Bundesland den Azubilohn deutlich erhöhen und damit offensives Marketing betreiben, wie es die ver.di auch macht! Erster Schritt Azubilohn deutlich rauf, dann neues Ausbildungskonzept entwickeln, dann offensiv vermarkten!

PS: Jetzt noch die Innungen reformieren, dynamischer, positiver, mutiger…. Aus der Innung wird der „IN CLUB“ der Friseure „POWER & BEAUTY FULL“

September 2017