KundInnen sollen von den Hygienemaßnahmen so wenig wie möglich mitbekommen und sich in einem entspannten Umfeld wiederfinden. Der Münchner Friseur setzt auf Luxus und Nachhaltigkeit…
Gerrit, wie geht es dir?
Gerrit Habenei: Mir geht’s eigentlich gut. Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich 10 Wochen am Stück nicht gearbeitet habe, das ist ein echtes Novum.
Du führst ein kleines luxuriöses Salon-Konzept. Mit wie vielen MitarbeiterInnen arbeitest du?
GH: Wir sind im Salon zu dritt, das bin ich und zwei AssistentInnen. Ich habe eine Farbassistentin und eine Zweite für Hilfsarbeiten. Beide bezahle ich nach Friseurtarif, die Farbassistentin übertariflich. Wir arbeiten gemeinsam an den Kunden.
Wie kann ich mir das vorstellen?
GH: Ich bespreche die Farben mit der Kundin, meine Farbassistentin trägt auf. Sie ist auch für den Augenbrauen- und Wimpernservice zuständig. Mittlerweile ist sie seit über 10 Jahren bei mir. Meine zweite Assistentin ist verantwortlich für Waschen, Ordnung, Rezeption, all diese Arbeiten.
Sind deine Mitarbeiterinnen in Kurzarbeit?
GH: Ja aktuell schon. Ab 1.3. kommen beide wieder voll zurück. Ich hatte sie nur während der Lockdownzeiten in Kurzarbeit, allerdings das Gehalt voll aufgestockt und 100% entlohnt.
Wie kommst du mit den Hygieneauflagen zurecht?
GH: Das ist für mich alles kein Problem, unsere Ladenfläche beträgt 40m², da können wir sehr locker zwei KundInnen parallel bearbeiten, das passt.
Dein größtes Learning im Lockdown?
GH: Ach weißt du, im ersten Lockdown habe ich mir noch 100.000 Gedanken gemacht, das mache ich jetzt nicht mehr. Es gibt auch keine Special Offers. Ich halte die ganze Zeit mit meinen KundInnen Kontakt, vor allem für die Termin-Koordination. Außerdem haben wir im Lockdown Haarfarbpakete verschickt und telefonische Hilfeleistung als Service angeboten. Das boten wir bereits im ersten Lockdown an, das kam sehr gut an.
Wie schaut es aus mit Anrufen und dem Wunsch nach Hausbesuchen?
GH: Da zu widerstehen war für mich gar kein Thema. Wir haben gesundheitsbewusste KundInnen, schon aus Loyalität habe ich Angebote abgelehnt. Unser aller Ziel ist es doch, die Pandemie endlich zu schaffen!
Wie ist deine Preisstruktur im Salon?
GH: Schneiden beginnt bei mir bei 70€, Langhaar bei 85€.
„Was ich strikt ablehne sind Hygieneabgaben.“
Startest du mit einer Preiserhöhung?
GH: Ich bin ein sehr betriebswirtschaftlich-orientierter Mensch, ich kalkuliere immer und orientiere mich an den Kosten. Diese sind im vergangenen Jahr allgemein gestiegen, deshalb habe ich unsere Preise bereits im November um durchschnittlich 5€ pro Dienstleistung erhöht. Was ich allerdings strikt ablehne sind Hygieneabgaben.
Weshalb?
GH: Wir sind im Beautybereich tätig, da muss es sauber sein, das ist für mich Normalität. Ich sehe auch den höheren Kostenaufwand nicht. Natürlich tragen wir medizinische Masken und haben mehr Ausgaben für Desinfektionsmittel, aber letztendlich liegt das für mich im Cent-Bereich.
Mit welchen Produkten arbeitest du?
GH: Bei Farben setze ich auf L’Oréal und Elumen. Im Verkauf setze ich auf unbekannte Marken.
Interessant. Was ist da dein Konzept?
GH: Ich war viele Jahre bei La Biosthetique, das ist zwar ein absoluter Verkaufsrenner, ich wollte aber noch individueller werden. Oribe habe ich beim letzten Life-Ball in Wien kennengelernt und wollte das unbedingt haben, weil es für mich Luxus verkörpert. Parallel wollte ich aber auch etwas für Nachhaltigkeit anbieten und habe bei meiner Wiener Kollegin Patricia Grecht O’Right kennengelernt. So kann ich Nachhaltigkeit und Luxus im Produktsortiment abdecken.
Was ist für dich bei Luxusprodukten wichtig?
GH: Ich mag die Haptik bei Oribe. Weißt du, die meisten Menschen sind ja sehr kommerziell gestrickt und wollen etwas fühlen. Ich möchte aber, dass man nicht fühlt, dass etwas im Haar ist, aber trotzdem sieht, dass ein Produkt seinen Job tut. Das ist wie mit einem guten Parfum. Meine KundInnen wissen genau das zu schätzen. Die Pflege läuft wirklich gut!
„Ich beobachte eher den Trend, dass die Leute jetzt mehr ausgeben, allerdings dafür lieber einmal weniger kommen.“
Das sind hochpreisige Produkte. Spürst du eine gesunkene Kaufkraft?
GH: Nein, eher das Gegenteil. Die Leute haben so viel Geld auszugegeben. Ich habe im letzten Jahr den Trend beobachtet, dass die Leute mehr ausgeben, dafür allerdings lieber einmal weniger kommen.
Wie werden die Hygienemaßnahmen von deinen Kunden aufgenommen?
GH: Ich möchte meine Kundinnen so wenig wie möglich damit konfrontieren. Klar, ich richte mich komplett nach den Hygieneauflagen der Berufsgenossenschaft, es gibt Handdesinfektion, das Fieber wird gemessen, alles eingebettet in einem möglichst entspannten Ablauf, ohne zu viel Buhei. Ich möchte das nicht offensichtlich machen. Das kommt auch sehr gut an. Die Kundin geht doch davon aus, dass sie in einen Pflegebereich kommt.
Jetzt muss ich ganz kurz nachhaken – ihr messt Fieber?
GH: Ja, das machen wir eigentlich schon seit dem ersten Lockdown. Ab 37,5 würden wir jemanden nach Hause schicken. Das ist aber noch nie passiert.
Sind bei dir die Hilfsgelder angekommen?
GH: Nein, leider ist es bei uns wie bei vielen anderen auch. Die Kurzarbeitergelder sind gut geflossen, die kamen immer am 15. des Folgemonats, aber die sonstigen Hilfsgelder, das war schon sehr schwierig. Meine Steuerberaterin hat jetzt Ende Februar endlich die Überbrückungshilfe III beantragen können und ich schätze es wird in den ersten 2 März Wochen ankommen. Gottseidank sind meine Fixkosten nicht all zu hoch, so habe ich es gut über die Runden geschafft.
Wie informierst du dich in Corona-Zeiten?
GH: Hauptsächlich über imSalon.de und ab und zu telefoniere ich mit der Innung. Dann habe ich drei bis vier gute KollegInnen, mit denen ich mich regelmäßig austausche. Ansonsten fokussiere ich mich schlichtweg auf mein Geschäft, denn da muss es letztendlich passen.
Was wünschst du dir für die Wiedereröffnung?
GH: Ich will einfach wieder normal weiterarbeiten PUNKT!!!
Gerrit, Danke Dir für das Gespräch und viel Erfolg nächste Woche